Als Immobilienexpertin bekomme ich oft die Frage: Wie berechne ich die tatsächliche Rendite einer vermieteten Dachgeschosswohnung inklusive laufender Nebenkosten? Die vermeintlich einfache Bruttorendite täuscht schnell. In diesem Beitrag führe ich Sie – Schritt für Schritt und mit konkreten Beispielen – durch die Berechnung der tatsächlichen Rendite, sodass Sie am Ende eine realistische, belastbare Kennzahl für Ihre Anlage haben.

Was unterscheide ich zwischen Brutto- und Nettorendite?

Die Bruttorendite ist eine grobe Kennzahl: Jahreskaltmiete geteilt durch den Kaufpreis. Sie eignet sich für einen ersten Markt-Check, sagt aber wenig über die tatsächliche Rendite nach Kosten aus. Die Nettorendite (oder effektive Rendite) berücksichtigt alle laufenden Kosten, Finanzierungskosten, Instandhaltung und Steuern — genau die Zahl, die für Investitionsentscheidungen zählt.

Welche Kosten gehören zur Berechnung der tatsächlichen Rendite?

Für eine vermietete Dachgeschosswohnung berücksichtige ich mindestens folgende Posten:

  • Kaltmiete (jährlich)
  • Vermietungsnebenkosten (z. B. Makler beim Kauf, falls relevant)
  • Hausgeld-Anteil für die Wohnung (Betriebskostenanteil ohne Heizkosten, Verwaltung, Rücklage)
  • Heiz- und Stromnebenkosten (sofern Vermieter zahlt bzw. anteilig)
  • Instandhaltungsrücklage / Reparaturen (realistisch kalkuliert)
  • Verwaltungsaufwand (ggf. Hausverwaltung oder eigener Aufwand)
  • Grundsteuer, Gebäudeversicherung, sonstige laufende Versicherungen
  • Finanzierungskosten: Zinsen, ggf. Tilgung (für Cashflow- bzw. Gesamtkapitalrendite wichtig)
  • Steuern auf Mieteinnahmen (Einkommensteuer nach Abzug von Abschreibungen und Werbungskosten)
  • Je nach Ziel der Analyse ergänze ich noch: mögliche Mietausfälle, Renovierungskosten beim Mieterwechsel und energetische Sanierungen (bei Dachwohnungen oft relevant).

    Die Formel zur effektiven Rendite, die ich nutze

    Grundsätzlich unterscheide ich zwei Kennzahlen:

  • Cashflow-Rendite (jährlicher Netto-Cashflow / eingesetztes Eigenkapital)
  • Gesamtkapitalrendite (Reinertrag vor Finanzierung / Gesamtkaufpreis)
  • Für die meisten privaten Investoren ist die Cashflow-Rendite entscheidend. Die Formel:

    Nettojahresertrag = Jahresmieteinnahmen - laufende Nebenkosten - Finanzierungskosten (Zinsen) - Steuern

    Cashflow-Rendite = Nettojahresertrag / eingesetztes Eigenkapital

    Konkretes Beispiel — Dachgeschosswohnung (Praxisrechnung)

    Ich rechne mit folgenden Annahmen (fiktiv, aber realistisch für Mittelstädte):

  • Kaufpreis Wohnung: 220.000 €
  • Anschaffungskosten (Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbucheintrag, Makler): 15.000 €
  • Gesamtkaufpreis = 235.000 €
  • Kaltmiete p. a.: 9.600 € (800 €/Monat)
  • Hausgeld (monatlich): 220 € → Anteil Betriebskosten und Rücklage: 220 × 12 = 2.640 €
  • Heizung/Strom Vermieteranteil (jährlich): 400 €
  • Instandhaltung (pauschal): 1.200 € p. a. (0,5% des Kaufpreises)
  • Versicherungen & Grundsteuer: 300 € p. a.
  • Vermietungs- und Verwaltungskosten: 480 € p. a. (Hausverwaltung oder Selbstverwaltung mit Verwaltungsaufwand)
  • Zinsen: 2,5% auf Darlehen von 176.250 € (75% Finanzierung) → Zinskosten ≈ 4.406 € p. a.
  • Eigenkapital: 58.750 € (25% + Kaufnebenkosten anteilig)
  • Steuerlicher Effekt (vereinfachte Annahme): Abschreibungen (2% linear auf Gebäudeanteil 80% von 220.000 €) = 3.520 € p. a. und sonstige Werbungskosten → zu versteuerndes Einkommen reduziert; effektive Steuerbelastung variiert, ich setze hier zur Illustration 1.200 € p. a.
  • PostenBetrag p. a. (€)
    Jahreskaltmiete9.600
    Hausgeld (inkl. Rücklage)-2.640
    Heizung/Strom-400
    Instandhaltung-1.200
    Versicherung & Grundsteuer-300
    Verwaltung/Vermietung-480
    Zinskosten-4.406
    Steuern (vereinfacht)-1.200
    Nettojahresertrag (Cashflow)-2.226

    In diesem Beispiel ergibt sich ein negativer Cashflow von -2.226 € p. a. Das zeigt, dass trotz attraktiver Miete die Finanzierungskosten und laufenden Lasten das Ergebnis drücken können — besonders bei hoher Finanzierung.

    Was bedeutet das praktisch?

    Ein negativer Cashflow heißt nicht automatisch, dass die Investition schlecht ist. Viele Anleger akzeptieren anfängliche negative Cashflows, weil sie auf langfristige Wertsteigerung und Steuervorteile setzen. Dennoch muss man wissen, wie lange man diesen negativen Betrag tragen kann und welche Alternativen es gibt:

  • Eigenkapital erhöhen, um Zinslast zu senken
  • höhere Miete anstreben (Markt prüfen, Möblierung, Staffelverträge)
  • Finanzierungsstruktur optimieren (längere Zinsbindung, andere Tilgungsraten)
  • Kosten senken: günstigere Hausverwaltung, energetische Maßnahmen reduzieren Nebenkosten langfristig
  • Weitere Tipps aus meiner Praxis

  • Prüfen Sie die Nebenkostenabrechnungen der letzten Jahre — besonders bei Dachwohnungen kann die Heizlast und Dämmstand entscheidend sein.
  • Berücksichtigen Sie Sonderkosten: Dachsanierungen, Schimmelbeseitigung oder Balkonerweiterungen treffen oft den Dachbereich stärker.
  • Nutzen Sie Tools wie Excel oder spezialisierte Software (z. B. Immowert, Haufe Immobilien Manager) zur Simulation verschiedener Szenarien.
  • Führen Sie eine Sensitivitätsanalyse durch: Wie verhält sich die Rendite bei +10% Miete, +20% Zinsen oder einer größeren Instandhaltung?
  • Beraten lassen: Ein Steuerberater hilft, die steuerlichen Effekte (AfA, Sonderabschreibungen, Verlustverrechnung) realistisch einzupreisen.
  • Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen auf Ambidomus ein Excel-Sheet zur Verfügung stellen, mit dem Sie Ihre eigenen Zahlen eingeben und die Cashflow- und Gesamtkapitalrendite automatisch berechnen. Senden Sie mir einfach eine Nachricht — ich antworte persönlich.