Wenn ich Eigentümerin eine Wohnung oder eines Mehrfamilienhauses saniere und dafür KfW‑Fördermittel nutze, fragen mich viele: Wie viel mehr Miete kann ich danach realistisch verlangen? Diese Frage ist nicht trivial — sie hängt von rechtlichen Rahmenbedingungen, dem energetischen Nutzen der Maßnahmen, der lokalen Mietspiegel‑Situation und von der konkreten Kostenstruktur ab. In diesem Beitrag beschreibe ich, wie ich die Mehrmiete berechne, welche Grenzen zu beachten sind und welche Praxisbeispiele zeigen, was realistisch ist.

Was verändert sich durch eine moderne, KfW‑geförderte Sanierung?

Für mich ist der entscheidende Punkt: eine energetisch sinnvolle Sanierung erhöht den Wohnwert messbar (Komfort, geringere Nebenkosten, besseres Raumklima) — das rechtfertigt in vielen Fällen eine höhere Miete. KfW‑Programme fördern genau diese Maßnahmen: Dämmung, Fensteraustausch, Anlagentechnik (Heizung, Lüftung, ggf. Solarthermie oder PV + Wärmepumpe). Zusätzlich sind oft Anforderungen an einen Energieberater zu erfüllen, wodurch die Maßnahmen fachlich begleitet und dokumentiert werden.

Wichtig zu wissen: KfW‑Förderung verändert nicht automatisch die rechtliche Seite der Mietanpassung, aber sie beeinflusst die wirtschaftliche Berechnung — die Modernisierungskosten sind die Basis für die Umlage auf die Miete (siehe weiter unten).

Rechtliche Rahmenbedingungen: Was darf ich umlegen?

In Deutschland regelt das Mietrecht, in welchem Umfang Vermieter Modernisierungskosten auf die Miete umlegen dürfen. Typischerweise gilt nach §559 BGB (Stand meiner letzten Kenntnis), dass ein bestimmter Prozentsatz der Modernisierungskosten jährlich auf die Jahresmiete aufgeschlagen werden darf. Zusätzlich greifen lokale Regelungen (Mietspiegel, Mieterhöhung nach Modernisierung, Härtefallregelungen und die Mietpreisbremse, wo gilt). Bevor ich eine Sanierung plane, prüfe ich:

  • Den aktuellen Mietspiegel der Stadt oder Gemeinde.
  • Ob es eine örtliche Mietpreisbremse oder spezielle Vorgaben zu Modernisierungsumlagen gibt.
  • Ob die Maßnahme tatsächlich als Modernisierung im rechtlichen Sinne gilt (energetische Maßnahmen tun dies in der Regel).
  • Hinweis: Mieter können einer Erhöhung widersprechen oder Härtefälle geltend machen — das beeinflusst die mögliche Umsetzung in der Praxis.

    Wie ich die mögliche Mehrmiete berechne: Formel und Beispiel

    Mein praktischer Ansatz ist in drei Schritten:

  • Ermittlung der förderfähigen/umlegbaren Modernisierungskosten (nach Abzug von Zuschüssen).
  • Anwendung des Umlageprozentsatzes auf die Jahresmiete (rechtlich vorgegeben).
  • Abgleich mit dem ortsüblichen Mietspiegel und wirtschaftlicher Kalkulation (Rendite nach Modernisierung).
  • Beispielrechnung (vereinfachtes Modell):

    Sanierungskosten brutto60.000 €
    KfW‑Zuschuss (oder anderer Zuschuss)10.000 €
    Förderfähige Netto‑Kosten für Umlage50.000 €
    Umlagesatz (jährlich, Beispiel)8 % der Kosten
    Jährliche Mehrmiete4.000 € (50.000 € × 8 %)
    Monatliche Mehrmiete333 €

    Diese Zahlen sind vereinfacht; in der Praxis wird die Umlage auf die Quadratmeterzahl verteilt. Bei einer 100 m²‑Wohnung bedeuten 333 € mehr pro Monat eine Erhöhung um 3,33 €/m². Ob das marktgerecht ist, entscheidet der Mietspiegel.

    Wie KfW‑Zuschüsse und Kredite die Rechnung verändern

    Wenn ich KfW‑Zuschüsse erhalte, mindern diese die umlegbaren Kosten — praktisch erhöht ein Zuschuss die Netto‑Rendite, weil weniger Kosten auf die Mieter umgelegt werden müssen, während die Eigentümerlast sinkt. Bei Krediten (KfW‑Kreditprogramme) verbessert sich oft die Finanzierbarkeit durch günstige Zinsen, aber die kumulierten Kosten bleiben relevant für Renditebetrachtungen.

    Wichtig: Manche Förderbedingungen schreiben vor, dass bestimmte Maßnahmen zertifiziert ausgeführt oder begleitet werden müssen. Das sichert hochwertige Ausführung — und erhöht die Akzeptanz bei Mietern für die Mieterhöhung.

    Marktcheck: Was ist in Ihrer Region realistisch?

    Ich empfehle immer folgenden Check:

  • Prüfen Sie den örtlichen Mietspiegel: Wie hoch sind Vergleichsmieten für gleiche Ausstattung nach Sanierung?
  • Schauen Sie sich Inserate an: Welche Mieten verlangen modernisierte Wohnungen in der Nachbarschaft?
  • Berücksichtigen Sie die Nebenkosteneinsparung für den Mieter: Energieeffizienz reduziert warme Betriebskosten — das können Sie in Gesprächen als Vorteil hervorheben.
  • Praxisbeispiel: In einer Großstadt mit hoher Nachfrage kann eine energetische Komplettsanierung eine Erhöhung von 1–4 €/m² rechtfertigen, während in ländlichen Regionen oft nur 0,5–1,5 €/m² realistisch sind — immer abhängig vom Mietspiegel.

    Rendite‑ und Wirtschaftlichkeitsrechnung

    Ich rechne neben der Mehrmiete auch die Gesamtrendite nach Sanierung: Nettomiete (inkl. Mehrmiete) minus zusätzliche Kosten (Kreditrate, Instandhaltung, Verwaltung) ergibt die neue Rendite. Für mich zählt außerdem der Barwert der Energieeinsparungen — niedrige Nebenkosten steigern die Nachfrage und reduzieren Leerstände, was langfristig die Rendite stabilisiert.

    Kommunikation mit Mietern: So erhöhe ich Akzeptanz

    Erfolgreiche Mietanpassungen nach Modernisierung leben von Transparenz:

  • Ich informiere frühzeitig über Umfang und Nutzen der Arbeiten (z. B. bessere Dämmung, neue Fenster, Lüftung).
  • Ich lege die Kosten und Fördermittel offen (teilweise reicht eine Aufstellung), erkläre die monatliche Umlegung und die erwartete Einsparung bei den Nebenkosten.
  • Ich biete ggf. Stundungen oder Raten für Mieter mit finanziellen Schwierigkeiten an.
  • Eine professionelle Energieberatung und ein klarer Maßnahmenplan helfen, Vertrauen aufzubauen. Oft zahlt sich das in geringerem Widerstand und schnelleren Einigungen aus.

    Tipps, die ich immer gebe

  • Lassen Sie sich vor der Sanierung von einem Energieberater und einem auf Mietrecht spezialisierten Anwalt beraten.
  • Prüfen Sie verschiedene Förderoptionen (KfW, BAFA, regionale Programme) — Zuschüsse reduzieren die umlegbaren Kosten.
  • Vergleichen Sie lokale Mietspiegel und führen Sie eine Mietvergleichskalkulation durch, bevor Sie eine bestimmte Erhöhung ansetzen.
  • Dokumentieren Sie Arbeiten und Kosten sorgfältig — das ist wichtig für Rechtsfragen und für die Kommunikation mit Mietern.
  • Wenn Sie möchten, kann ich für Ihren konkreten Fall eine Beispielrechnung erstellen: nennen Sie mir Kostenrahmen, Wohnfläche, aktuellen Mietzins und Ihre KfW‑Förderung — dann zeige ich, welche Mehrmiete und welche Rendite realistisch sind.